

Die curt Zweifaltigkeit.
Projekt:
Fold-ins für das Stadtmagazin curt
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Auftraggeber:
Freie Arbeit
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Leistung:
Idee & Text
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Illustration:
Andy Weixler
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Was soll man da noch sagen?
Gibt so Tage, da könnte man die ganze Welt umarmen. Da werden in England Prinzessinnen geboren, am Südpol tanzen die Pinguine Sirtaki und das Kondenswasser glitzert am Masskrug. Nur ... so einer ist das heute nicht. Heute ist einer von den Tagen, an denen schmelzen die Polkappen, jemand kotzt einem nachts auf die Fußgmatte, George Clooney heiratet und der verfilzte Typ vor mir in der U-Bahn stinkt wie ein Gully. An solchen Tagen will man eigentlich jedem eine reinschlagen. Quasi im Endlos-Loop. Kandidaten gäb's ja genug ...
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Lederhosenträger, aus deren Mund lediglich Sächsisch quillt. Wie verrückt rasende Liegerad-Nazis, die den Isar-Radweg in ein Kriegsgebiet verwandeln. Mitbewohner, die im Fressflash meinen Pizza-Vorrat vernichten. Sich wie blöd vermehrende Fruchtfliegen, die man um ihr Sexleben beneidet. Ami-Segway-Gruppen, die einen scheißgut gelaunt über den Haufen fahren. Armwedelnde Kantinenhilfen, deren Achselschweiß direkt in meinen Nachtisch tropft. Was ich euch immer schon mal sagen wollte: Leckt mich am Arsch!

Was macht curt eigentlich so curt?
Neulich bei der curt Redaktionssitzung. Verstrahlte Gesichter. Zermarterte Hirne. Verpestete Luft. Pizza vergammelt im Karton, während der Sauerstoff längst die Flucht ergriffen hat. Bierdunst wabert durch den Raum, trübe Augen werden klein. In der Ferne bellt ein räudiger Hund.
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Doch da: Eine Idee blinzelt vorwitzig ums Eck. Macht sich wichtig. Bläht sich auf. Gierig stürzt die Meute sich auf sie, spinnt sie weiter. Gedankenblitze zerschneiden den Nebel. Die Idee wird größer, stolzgeschwellt steht sie auf dem Tisch und fasst sich übermütig in den Schritt. Die Sonne geht unter, die Sonne geht auf – und die Idee sprach: Es werde curt!
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Blank liegen die Nerven, der curt Drucktermin rückt näher und der Mut schwächelt. 100-Stunden-Woche, zu wenig Schlaf, zu viele Zigaretten. Weiß eigentlich jemand, warum Deadlines immer viel zu früh enden? Täge schreitet die Arbeit voran, das Bier fließt in Strömen, ans Pennen ist nicht zu denken. Doch dann: die Sonne geht auf ... und alles wird curt!
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Blut, Schweiß und Tränen.

